KI und ihr Energiehunger
Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass aktuell viel über den hohen Energieverbrauch von Servern gesprochen wird, auf denen KI-Anwendungen laufen. Auch der Einsatz von Atomstrom für den Betrieb vieler Server steht in der Kritik. Da ich selbst mit Hilfe von KI Bilder, Musik und Videos erstelle, wollte ich mich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen – nicht zuletzt, weil mir der Schutz der Umwelt und der Ausbau erneuerbarer Energien am Herzen liegen.

Kurz gesagt: Der Einsatz von KI verbraucht sehr viel Energie. Ob dabei Atomstrom zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wo sich das jeweilige Rechenzentrum befindet.
Aber eins nach dem anderen. Zuerst schauen wir uns an, wie hoch der Energieverbrauch von KI ist, warum er so hoch ausfällt – und welche Maßnahmen es gibt, ihn zu senken. Anschließend betrachten wir, woher große Tech-Unternehmen wie Microsoft, OpenAI, Amazon AWS, Google und Meta ihre Energie für Rechenzentren beziehen. Außerdem prüfen wir, ob sich diese Unternehmen das Ziel gesetzt haben, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vollständig auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Schauen wir uns also mal den Energieverbrauch an.
Energieverbrauch von KI – Wann und warum wird so viel Energie verbraucht?
Künstliche Intelligenz (KI) durchdringt immer mehr Bereiche unseres Alltags – sei es bei der Spracherkennung, in Navigationssystemen oder bei der Bilderkennung und vielen anderen Systemen.
Doch mit den beeindruckenden Fähigkeiten dieser Technologie geht auch ein wachsender Energiebedarf einher, der häufig übersehen wird. Das wirft die folgende Frage auf:
Warum verbraucht KI so viel Energie?
Vor allem KI-Systeme mit maschinellem Lernen – etwa neuronale Netze – benötigen enorme Rechenleistung. Diese wird meist in großen Rechenzentren erbracht, die rund um die Uhr laufen. Der Energieverbrauch entsteht dabei vor allem in zwei Phasen:
Wie groß ist der Energieverbrauch wirklich?
Häufig wird hierzu ein Beispiel aus einer Studie der University of Massachusetts Amherst herangezogen. Darin wurde der Energieverbrauch für das Training eines bestimmten Sprachmodells mit rund 284 Tonnen CO₂-Emissionen beziffert – etwa so viel wie fünf Autos während ihrer gesamten Lebensdauer verursachen.
Eine präzise Einordnung ist jedoch schwierig, da Unternehmen ihre tatsächlichen Energieverbräuche meist nicht veröffentlichen. Zudem hängt der Verbrauch stark von der verwendeten Hardware, den Optimierungen im Softwaredesign und der Energieeffizienz des Rechenzentrums ab.
- Training: Beim sogenannten Training eines KI-Modells, bei dem es Muster in Daten erkennt, ist der Energieverbrauch besonders hoch. So kann das Training eines großen Sprachmodells wie GPT-3 mehrere hundert Megawattstunden (MWh) verbrauchen – genug, um ein deutsches Einfamilienhaus über Jahrzehnte zu versorgen.
- Nutzung: Auch nach dem Training verbraucht ein KI-Modell bei jeder Anwendung Energie – zum Beispiel bei der Antwort eines KI gesteuerten Sprachassistenten.
Woher kommt die Energie?
Wie bereits deutlich wurde, ist der Energieverbrauch von KI-Systemen erheblich. Interessant ist nun die Frage, woher diese Energie stammt. Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da es stark vom Standort des jeweiligen Rechenzentrums abhängt. Die großen Tech-Unternehmen haben Rechenzentren auf der ganzen Welt verteilt. In Ländern mit verfügbarer erneuerbarer Energie greifen Unternehmen auf diese zurück. In einigen Regionen reichen die verfügbaren erneuerbaren Energien noch nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die großen Tech-Unternehmen haben das Ziel, ihren CO₂-Fußabdruck zu verringern und irgendwann sogar nur noch CO₂-neutrale Energiequellen zu verwenden (zumindest Microsoft und Google haben dieses Ziel klar formuliert, dazu später mehr).
Da insbesondere in den USA erneuerbare Energien noch nicht so stark verbreitet sind, setzen Unternehmen auf Kernenergie – als Übergangs- oder, wie manche sagen würden, Notlösung, da Atomenergie die CO₂-ärmste Energieform ist. Kernenergie soll hier jedoch ausdrücklich nicht als langfristige Lösung gelten, sondern es ist das Ziel, langfristig nur noch erneuerbare Energien zu verwenden.
Nähere Informationen zum Energieverbrauch von KIs können hier nachgelesen werden:
Schwartz, R. et al. (2020). Green AI. Communications of the ACM, 63(12), 54–63
OpenAI Blog (2023). AI and Compute
Im nächsten Schritt werfen wir einen genaueren Blick auf die Rechenzentren großer Tech-Unternehmen – und auf ihre Energiequellen.
Microsoft
Microsoft betreibt weltweit Rechenzentren, um seine Dienste effizient bereitzustellen. Diese Rechenzentren werden mit unterschiedlichen Energiequellen betrieben. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, bis 2030 vollständig auf erneuerbare Energien umzusteigen – ein zentraler Bestandteil seiner Initiative zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks.
Ob und in welchem Umfang Atomstrom zum Einsatz kommt, hängt vom jeweiligen Energiemix am Standort ab. Microsoft bemüht sich, seine Rechenzentren zunehmend mit nachhaltiger Energie zu betreiben.

Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von Atomstrom ist das Projekt zur Reaktivierung des Atomkraftwerks Three Mile Island (TMI) in Pennsylvania, das gemeinsam mit Constellation Energy vorangetrieben wird. Die Energie aus dem Reaktor soll zur Versorgung von KI-Rechenzentren dienen und so helfen, den stark wachsenden Strombedarf zu decken.
Die geplante Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks stößt jedoch auf kontroverse Diskussionen. Kritiker erinnern an den Unfall vom 28. März 1979, bei der es zu einer Kernschmelze im Reaktor des Blocks II kam und dabei zerstört wurde. Die Angst ist daher entsprechend groß, dass dies wieder passieren könnte. Hinzu kommen noch zu klärende Finanzierungsfragen.
Während Atomenergie als CO₂-Arm gilt, zweifeln viele Umweltorganisationen an ihrer Nachhaltigkeit – insbesondere wegen der Risiken und der ungelösten Endlagerfrage. Kritiker fragen zudem, warum Microsoft nicht direkt konsequenter in Wind- oder Solarenergie investiert, anstatt auf umstrittene Brückenlösungen zu setzen.
Tatsächlich investiert Microsoft allerdings parallel massiv in erneuerbare Energien, wie es bereits in der Financial Times, bei Investopedia oder auf der hauseigenen News-Seite Microsoft News berichtet wurde. Diese Projekte und die zeitgleiche Investition in Kernenergie zeigen eines sehr gut:
Der Faktor Zeit spielt eine zentrale Rolle! Der KI Markt ist heiß umkämpft, was wiederum bedeutet, dass man nicht zuviel Zeit verlieren darf, um den Anschluß nicht zu verlieren.
Künstliche Intelligenz als unterstützendes Tool zum Finden von Klimalösungen
Microsoft sieht außerdem in Künstlicher Intelligenz (KI) ein Werkzeug, um Klimalösungen schneller zu finden. Dafür bietet das Unternehmen unter anderem KI-gestützte Tools für nachhaltige Geschäftsstrategien auf seiner Sustainability Platform an. Diese ermöglichen Unternehmen z. B. die Simulation von Maßnahmen zur Emissionsreduktion.
Fazit: Microsoft verfolgt ambitionierte Klimaziele und investiert intensiv in nachhaltige Energien. Gleichzeitig zeigt das Beispiel Three Mile Island, wie schwierig es ist, kurzfristige Energieanforderungen mit langfristigen Nachhaltigkeitsansprüchen zu vereinen.
OpenAI
OpenAI ist dank ChatGPT und der Zusammenarbeit mit Microsoft sehr bekannt. Sie betreiben jedoch keine eigenen Rechenzentren, sondern nutzen die Microsoft Azure Cloud oder andere Cloud-Dienste. Da die Dienste von OpenAI stark genutzt werden, stellt sich die Frage, was das Unternehmen unternimmt, um den Energiebedarf zu senken.
Der hohe Strombedarf für das Training großer Modelle wie GPT-4 hat zu Bedenken hinsichtlich des ökologischen Fußabdrucks geführt. OpenAI und andere Unternehmen arbeiten daran, ihre Systeme effizienter zu gestalten und nachhaltige Energiequellen zu nutzen.
Mehr dazu kann z. B. auf der Webseite des ZDF und auf AlphaITS nachgelesen werden.
Doch was unternimmt OpenAI konkret, damit ihre KI weniger Energie benötigt?
OpenAI verfolgt verschiedene Ansätze, um den Energieverbraucht zu reduzieren:
- Effizientere Hardware: OpenAI nutzt spezialisierte Chips wie GPUs und TPUs. Letztere wurden von Google entwickelt und sind besonders effizient bei Aufgaben wie Training und Inferenz großer Modelle.
- Optimierung der Modelle: Durch kompaktere Modelle und effizientere Algorithmen wird der Energieverbrauch gesenkt, ohne die Leistung zu beeinträchtigen.
- Cloud-Infrastruktur: OpenAI arbeitet hauptsächlich mit Microsoft Azure, das sich zur Nutzung erneuerbarer Energien verpflichtet hat. OpenAI kann jedoch auch andere Cloud-Anbieter einbinden, wenn Azure nicht verfügbar ist.
- Batch-Verarbeitung: Daten werden in optimierten Batches verarbeitet, um die Auslastung der Rechenressourcen zu maximieren.
- Forschung und Innovation:OpenAI investiert in neue Methoden, um den Energieverbrauch beim Training und Einsatz von KI weiter zu senken.
Fazit: Diese Maßnahmen zeigen, dass OpenAI sich der ökologischen Herausforderungen bewusst ist und aktiv daran arbeitet, KI-Systeme nachhaltiger zu gestalten.
Google hat angekündigt, Atomstrom für seine Rechenzentren zu nutzen, um den wachsenden Energiebedarf durch KI zu decken. Sie arbeiten mit einem Unternehmen namens Kairos Power zusammen, das sogenannte Small Modular Reactors (SMRs) entwickelt. Diese kleinen Atomkraftwerke sollen ab 2030 Strom liefern, und bis 2035 plant Google, bis zu 500 Megawatt aus diesen Reaktoren zu beziehen.
SMRs sind hierbei nicht mit herkömmlichen Atomreaktoren zu vergleichen. Die modularen Reaktoren von Kairos werden nicht mit Wasser gekühlt, sondern mit geschmolzenen Fluorid-Salzen. Dadurch alleine sei, so das Unternehmen Kairos, diese Konstruktion bereits sicherer als herkömmliche Reaktoren, da die Kühlflüssigkeit nicht verkoche.

Ein über SORA KI generiertes Bild von einem SMR
Google sieht Atomstrom als eine Übergangslösung, um den Energiebedarf ihrer KI-Technologien zu decken, während sie gleichzeitig an ihrem Ziel arbeiten, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Aufbau eines Small Module Reactor (Quelle: U.S. Government Accountability Office from Washington, DC, United States – Figure 4 Illustration of a light water small modular nuclear reactor (SMR), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52097022)
Die Entscheidung, Atomkraft zu nutzen, basiert auf ihrer CO₂-armen Stromproduktion während des Betriebs. Atomkraft ist also nicht vollständig CO₂-neutral, da über den gesamten Lebenszyklus eines Kraftwerks – vom Bau über die Brennstoffgewinnung bis hin zur Endlagerung – Treibhausgasemissionen entstehen.
Google betrachtet Atomkraft als eine CO₂-arme Energiequelle, aber nicht als vollständig CO₂-neutral. Während der eigentliche Betrieb eines Atomkraftwerks keine direkten CO₂-Emissionen verursacht, entstehen dennoch Emissionen über den gesamten Lebenszyklus – etwa beim Bau, der Brennstoffgewinnung, der Instandhaltung und dem Rückbau.
Der Weltklimarat (IPCC) schätzt, dass Atomkraft zwischen 4 und 100 Gramm CO₂-Äquivalent pro Kilowattstunde verursacht. Das ist zwar deutlich weniger als fossile Brennstoffe wie Kohle oder Gas, aber mehr als einige erneuerbare Energien wie Wind- oder Wasserkraft.
Fazit: Google setzt, wie bereits erwähnt, auf Small Modular Reactors (SMRs) als Teil seiner Strategie, um eine konstante und CO₂-arme Energieversorgung für seine Rechenzentren sicherzustellen. Die Nutzung von Atomkraft bleibt aber umstritten, insbesondere wegen Sicherheitsrisiken und der Endlagerung von radioaktivem Abfall. Die SMRs sollen zwar sicherer sein, aber dennoch bleibt auch hier der Müll. Langfristig plant aber auch Google, Ihre Büros und Rechenzentren mit CO₂-freier Energie zu versorgen.
Cloud-Computing
Neben dem Einsatz von KI muss auch Cloud Computing betrachtet werden. Die KI Anwendungen, aber auch viele andere Anwendungen, werden in der Cloud betrieben. Aus diesem Grunde betrachten wir an dieser Stelle die größten Cloud Anbieter:
- Amazon AWS
- Microsoft Azure
- Google Cloud
Schauen wir uns also als erstes Amazon AWS an.
Amazon AWS
Amazon AWS hat wie Microsoft seine Rechenzentren auf der ganzen Welt verteilt. Wie bereits zuvor erwähnt, hängt die Energieform davon ab, wo sich das Rechenzentrum jeweils befindet. Aus diesem Grund schauen wir uns an, wo sich die Rechenzentren befinden.
Die AWS Cloud umfasst 114 Availability Zones in 36 geografischen Regionen, mit angekündigten Plänen für weitere Standorte. Einige der wichtigsten Regionen sind:
- Nordamerika : USA (Virginia, Ohio, Kalifornien, Oregon), Kanada (Montreal, Calgary)
- Europa : Deutschland (Frankfurt, Hamburg), Großbritannien (London), Frankreich (Paris), Schweden (Stockholm)
- Asien-Pazifik : Japan (Tokio, Osaka), Indien (Mumbai, Hyderabad), Australien (Sydney, Melbourne)
- Südamerika : Brasilien (São Paulo), Chile (Santiago)- Naher Osten & Afrika: Bahrain, Südafrika (Kapstadt)
Zusätzlich betreibt AWS sogenannte Local Zones, die sich in Städten wie Hamburg, Lima, Manila, Perth und Warschau befinden⁽²⁾. Eine detaillierte Karte und weitere Informationen sind hier zu finden: (https://aws.amazon.com/de/about-aws/global-infrastructure/).
AWS setzt auf eine Mischung aus Energiequellen, darunter erneuerbare Energien, aber auch Atomstrom. Ein Beispiel ist ihr neues Rechenzentrum in Pennsylvania, das vollständig mit Strom aus dem nahegelegenen Susquehanna-Atomkraftwerk betrieben wird.
AWS verfolgt das Ziel, bis 2040 Netto-Null-Kohlenstoffemissionen zu erreichen und arbeitet mit Unternehmen wie GE Vernova zusammen, um die Elektrifizierung und Dekarbonisierung ihrer Rechenzentren voranzutreiben. Dabei setzen sie auf Windkraftprojekte und andere erneuerbare Energien, während sie gleichzeitig Atomstrom als Übergangslösung nutzen.
Die Nutzung von Kernenergie bleibt umstritten – einerseits ist sie CO₂-arm, andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Endlagerung.
Microsoft Azure Cloud und Google Cloud
Microsoft hat sich verpflichtet, bis 2025 alle Rechenzentren weltweit mit 100 % erneuerbarer Energie zu betreiben.
Sie investieren in Solar- und Windkraft-Projekte und haben kürzlich 475 MW Solarenergie für ihre KI-Rechenzentren hinzugefügt.Zusätzlich arbeiten sie an innovativen Lösungen wie der Kombination von erneuerbaren Energien mit Batteriespeichern, um eine konstante Energieversorgung zu gewährleisten.
Google hat das langfristige Ziel alle Rechenzentren weltweit rund um die Uhr mit CO₂-freier Energie zu betreiben.
Bereits jetzt decken sie 67 % ihres Energieverbrauchs mit CO₂-freier Energie ab. Google nutzt einen CFE%-Index (Carbon-Free Energy Percentage) , der es Kunden ermöglicht, Regionen mit dem höchsten Anteil an CO₂-freier Energie auszuwählen.
Google und Microsoft setzen auf langfristige Verträge mit erneuerbaren Energieprojekten, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Und wie sehen die Planungen bei Meta und X aus?
Meta und X (ehemals Twitter) verfolgen unterschiedliche Ansätze bei der Entwicklung und dem Betrieb ihrer KI-Infrastrukturen.
Meta
- Investitionen in KI-Infrastruktur: Meta plant bis 2025 rund 65 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner KI-Infrastruktur zu investieren. Dazu gehört der Bau eines riesigen Rechenzentrums in Louisiana mit einer Leistung von 2 Gigawatt.
- Hardware: Meta setzt auf GPUs von Nvidia und AMD, um KI-Modelle zu trainieren und zu betreiben.
- Nachhaltigkeit: Meta hat sich verpflichtet, seine Rechenzentren mit 100 % erneuerbarer Energie zu betreiben.
- KI-Fokus : Meta entwickelt KI-Modelle für verschiedene Anwendungen, darunter personalisierte Inhalte, Sprachverarbeitung und Bildverarbeitung.
X (ehemals Twitter) und xAI
- KI-Entwicklung : X hat sich auf die Entwicklung von KI-Modellen spezialisiert, die Inhalte moderieren, Spam erkennen und die Benutzererfahrung verbessern.
- Infrastruktur : Es gibt weniger öffentlich verfügbare Informationen über die spezifische Infrastruktur von X, aber es ist bekannt, dass sie auf Cloud-Dienste und eigene Server setzen, um ihre KI-Modelle zu betreiben.
- Energieeffizienz: X hat bisher keine spezifischen Nachhaltigkeitsziele für seine KI-Infrastruktur bekannt gegeben.
In Memphis im US-Bundesstaat Tennessee wird der Supercomputer Colossus mit seinen 100.000 H100-GPUs übergangsweise als zentraler Bestandteil der Energieversorgung von vier mit Erdgas betriebene mobilen Generatoren unterstützt, wie u.a. das Forbes Magazin berichtet hat. Nun wurden die Generatoren von xAI ohne eine Genehmigung beantragt zu haben aufgestellt und dürften gar nicht betrieben werden. Der Antrag wurde im Januar 2025 gestellt und xAI möchte eine Genehmigung rückwirkend ausgestellt bekommen. Es ist sogar geplant, die Anzahl der Generatoren auf 15 zu erhöhen. Diese Anzahl an Generatoren könnte 50.000 US-Haushalte mit Strom versorgen! Die zuständige Gesundheitsbehörde hat die Genehmigung im Übrigen noch nicht erteilt. Die Emissionen bei diesen Generatoren sind deutlich höher als bei stationären Gaskraftwerken. Hierbei geht es insbesondere um den Ausstoß an Stickoxiden und Formaldehyd. Formaldehyd gilt als krebserregend, was der Grund dafür ist, weshalb die örtliche Gesundheitsbehörde die Genehmigung ausstellen muss und nur dann betrieben werden darf.
Doch warum arbeitet xAI hier mit Generatoren, die eigentlich nur für einen temporären Einsatz gedacht sind?
xAI macht dies, weil das Rechenzentrum so viel Energie benötigt, dass das bestehende Stromnetz nicht bereitstellen kann. Das Netz zu erweitern, indem bspw. weitere Leitungen gelegt werden oder ein Kraftwerk gebaut würde, würde zu lange dauern. Im umkämpften KI-Markt möchte man den Anschluss nicht verlieren, weshalb die Zeit wertvoll ist. Die genannten Generatoren sind für die Umwelt nicht positiv und die Gesundheit von Anwohnern wird wissentlich gefährdet, weshalb dieser Einsatz als sehr kritisch betrachtet werden muss.
Meta und X investieren stark in KI, aber Meta scheint hier allerdings einen größeren Fokus auf massive Infrastrukturprojekte und Nachhaltigkeit zu legen. Insbesondere der permanente Einsatz der von xAI betriebenen mobilen Generatoren ist hier kritisch zu sehen.
Über X und xAI liegen auch keine Informationen zur Nachhaltigkeit vor. Allerdings investiert Elon Musk selber in erneuerbare Energien:
- Solarenergie: Tesla produziert Solarmodule und das Solar Roof , das herkömmliche Dachziegel durch Solarpanels ersetzt. Ziel ist es, Haushalte und Unternehmen mit sauberer Energie zu versorgen.
- Energiespeicher: Mit Produkten wie dem Powerwall (für Privathaushalte) und dem Megapack (für große Energieprojekte) bietet Tesla Lösungen zur Speicherung von erneuerbarer Energie, um eine konstante Versorgung zu gewährleisten.
- Masterplan für nachhaltige Energie: Elon Musk hat kürzlich einen neuen Masterplan vorgestellt, der darauf abzielt, die Weltwirtschaft vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen. Dazu gehören massive Investitionen in Solarmodulfabriken, Batterietechnologien und die Elektrifizierung von Verkehr und Industrie.
- Gigafactories: Tesla baut weltweit Gigafactories, die nicht nur Elektrofahrzeuge, sondern auch Batterien und Solartechnologien produzieren, um die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.
Musk sieht erneuerbare Energien als Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels und investiert entsprechend in Technologien, die diesen Übergang beschleunigen sollen.
Fazit
Zusammenfassend können wir sagen, dass das Betreiben von KI sehr viel Energie benötigt und diese Menge bisher noch nicht weltweit durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden kann. Positiv zu erwähnen ist, dass der Großteil der großen Tech Unternehmen bereits jetzt ihre Rechenzentren CO₂-arm betreiben. Eine negative Ausnahme macht an dieser Stelle xAI mit ihren mobilen Generatoren. Das Betreiben der CO₂-arm betriebenen Rechenzentren wird allerdings durch den Kompromiss erzielt, Atomstrom in den Regionen zu verwenden, wo noch keine oder nicht genügend erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden können. Es ist korrekt, dass Atomstrom CO₂-arm ist (nicht CO₂-neutral!). Allerdings kauft man sich hier das Problem ein, dass der Atommüll irgendwann auch entsorgt werden muss. Dazu kommt, dass der Betrieb eines Atomreaktors immer ein Sicherheitsrisiko darstellt, auch wenn die SMRs sicherer sein sollen. Auch gibt der Atommüll noch tausende oder gar Millionen an Jahren weiterhin Strahlung ab. Castorbehälter haben an dieser Stelle nicht diese Lebenserwartung und müssen auch mal ausgetauscht werden, was nochmals ein Risiko darstellt. Stand jetzt gibt es in Deutschland und auch in den USA kein Endlager für hochradioaktiven Müll.
Vermutlich war den Unternehmen diese Risiken bewusst und sie mussten abwägen:
Mehr CO₂ oder tragen wir für einen gewissen Zeitraum dieses Risiko?
Es ist aber natürlich ein gefährlicher Kompromiss und dass dies kritisiert wird, ist natürlich nachvollziehbar. Dies war aber sicherlich keine einfache Entscheidung
Jetzt kann darüber nachgedacht und philosophiert werden, ob an dieser Stelle die Übergangslösung von xAI doch die bessere wäre. Hier gilt es aber zu bedenken, dass auf jeden Fall die Gesundheit der Anwohner gefährdet wird. Auch ist der CO₂-Fußabdruck hier sicherlich größer.
Sehr positiv zu erwähnen ist, dass die Unternehmen – insbesondere Microsoft und Google – sich für den Einsatz von erneuerbaren Energien einsetzen und an dieser Stelle unterstützen, dass die Rechenzentren zu einem bestimmten Zeitpunkt auf jeden Fall zu 100% mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Gerade das Ziel von Microsoft, dass ab 2030 die Rechenzentren zu 100% mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, gibt Hoffnung und hoffentlich wird dieses Ziel auch erreicht. Google hat hier ja ein ähnliches Ziel und auch Amazon mit seiner AWS Cloud.
Gut ist, dass diesen Unternehmen der hohe Energieverbrauch von KI bewusst ist und daran gearbeitet wird, diesen auf der einen Seite durch Optimierung der Code-Basis zu verringern und auch daran gearbeitet wird, dass langfristig nur noch erneuerbare Energien für den Betrieb dieser Rechenzentren genutzt werden sollen.
Soll ich denn nun lieber keine KI Anwendungen mehr nutzen?
Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Auf der einen Seite unterstützt man Firmen, die erneuerbare Energien fördern, aber natürlich kann es sein, dass man genau den Server erwischt hat, der nicht mit erneuerbaren Energien betrieben wird. An dieser Stelle möchte ich daher keine Empfehlung geben. Ich kann hier nur den Rat geben, darüber nachzudenken, wann man KI einsetzt und wann man die KI nicht braucht. Ich erinnere an den Trend, den ich zugegebenermaßen auch mitgemacht habe, dass man sich ein Bild als Actionfigur mit Hilfe von ChatGPT generieren lässt. Das wäre ein Beispiel, wo man darüber nachdenken kann und sollte, ob man hierfür die KI wirklich nutzen sollte. KI kann das Leben wirklich erleichtern, sei es beim Programmieren aber auch, wenn man eine kleine Frage hat. Natürlich kann man an dieser Stelle auch die Google Suche bemühen, aber wenn wir ehrlich sind, hat die KI das passende Ergebnis wesentlich schneller für uns gefunden, deren Ergebnis man natürlich auch überprüfen sollte. KI Anwendungen sollte man daher nicht aus seinem Leben verbannen. Manchmal ist dies auch nicht mal möglich, da in manchen Anwendungen KI bereits integriert ist. Selbst in der Google Suche ist die KI Gemini integriert, die die Suchergebnisse für den Anwender zusammenfasst.
Ich gebe an dieser Stelle nur folgenden Rat:
NUTZT KI MIT BEDACHT!
Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Ausführungen ein Gefühl für den Energiebedarf von KI geben und auch einen kleinen Überblick darüber geben konnte, welche Energieformen von den Unternehmen genutzt werden und was sie dafür tun, dass zukünftig nur noch erneuerbare Energien genutzt werden.
Lasst gerne einen Kommentar hier, wie ihr über dieses Thema denkt oder falls Ihr noch Ergänzungen habt.
Quellen
Strubell, E., Ganesh, A., & McCallum, A. (2019). Energy and Policy Considerations for Deep Learning in NLP. arXiv:1906.02243.
→ https://arxiv.org/abs/1906.02243)
Stripes (https://www.stripes.com/theaters/us/2024-09-20/three-mile-island-reactivate-microsoft-ai-safety-15245535.html)
Penn Capital-Star (https://penncapital-star.com/energy-environment/three-mile-island-nuclear-power-plant-will-reopen-in-deal-to-power-microsoft-data-centers)
tmia.com (https://www.tmia.com)
Unfall vom 28.März 1979 (Three Mile Island) – https://de.wikipedia.org/wiki/Reaktorunfall_im_Kernkraftwerk_Three_Mile_Island
Azure-Nachhaltigkeit
https://azure.microsoft.com/de-de/explore/global-infrastructure/sustainability
Microsoft Sustainability Platform
https://www.microsoft.com/de-de/sustainability/cloud
KI boomt – Renaissance der Atomkraft?
Energieverbrauch von KI – Wie viel Strom und Wasser verbrauchen ChatGPT & Co.?
Neue Reaktoren: Google setzt für KI auf Atomstrom https://www.heise.de/news/Neue-Reaktoren-Google-setzt-fuer-KI-auf-Atomstrom-9981165.html
Globale AWS Infrastruktur & Availability Zones – AWS https://aws.amazon.com/de/about-aws/global-infrastructure/
Standorte der AWS Local Zones https://aws.amazon.com/de/about-aws/global-infrastructure/localzones/locations/
GE Vernova optimiert AWS-Rechenzentren in Nordamerika, Europa und Asien https://www.windkraft-journal.de/2025/03/04/ge-vernova-optimiert-aws-rechenzentren-in-nordamerika-europa-und-asien/209218
Cloud-Rechenzentren setzen auf erneuerbare Energie https://news.microsoft.com/de-de/cloud-rechenzentren-setzen-auf-erneuerbare-energie/
Energieverbrauch von Googles Rechenzentren im Jahr 2020 https://cloud.google.com/blog/de/topics/nachhaltigkeit/ein-jahr-co2-freie-energie-in-den-rechenzentren-von-google
Faktencheck: Atomkraft ist nicht CO2-neutral – ausgestrahlt.de https://www.ausgestrahlt.de/blog/2025/01/23/faktencheck-atomkraft-ist-nicht-co2-neutral/
Ist Atomenergie klimafreundlich? – DW – 11.11.2021 – dw.com
https://www.dw.com/de/faktencheck-ist-atomenergie-klimafreundlich-was-kostet-strom-aus-kernkraft/a-59709250
Infrastructure for deep learning – OpenAI https://openai.com/index/infrastructure-for-deep-learning/
Tensor Processing Unit
https://de.wikipedia.org/wiki/Tensor_Processing_Unit
Neuer Masterplan von Elon Musk: Tesla plant „nachhaltige Energien für alle“ https://www.fr.de/panorama/elon-musk-tesla-neuer-masterplan-nachhaltige-energien-fuer-alle-batterien-news-92200055.html
OpenAI Blog (2023). AI and Compute.
https://openai.com/research/ai-and-compute
xAI betreibt Mega-Rechenzentrum mit Notstromgeneratoren
Financial Times (https://www.ft.com/content/70f3ce57-1d02-4aa9-a94f-d8d728671672)
Investopedia (https://www.investopedia.com/microsoft-qcells-strike-deal-for-us-made-solar-panels-8423455)
Microsoft News (https://news.microsoft.com/2019/03/07/edp-renewables-microsoft-execute-wind-energy-agreement-in-ohio)
ESG News (https://esgnews.com/de/Melanie-Nakagawa–CSO-von-Microsoft–%C3%BCber-die-Herausforderungen-von-Progress-und-die-Rolle-von-KI-bei-der-Erreichung-der-Nachhaltigkeitsziele-f%C3%BCr-2030)
Sustainability Platform (https://www.microsoft.com/de-de/sustainability/cloud)
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